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DIE ZITATE

Zitat 1 von 18

An einer Anti-Corona-Demo in Zürich äussert sich ein Mann gegenüber einem Journalisten:

«Die Rothschilds stecken hinter den Corona-Massnahmen.»

Mit den «Rothschilds» meint der Demonstrant eine alte, jüdische Bankiersfamilie aus Deutschland, die im 19. Jahrhundert zu den einflussreichsten und wichtigsten Finanziers Europas gehörte.

Der Name Rothschild wird in vielen Verschwörungsfantasien als Symbol für die angebliche Allmacht des «Weltjudentums» verwendet, das einheitlich denkt und handelt, um die Welt zu beeinflussen und um eigenen Profit daraus zu schlagen. Auch während dem Nationalsozialismus kam der Familienname für antisemitische Propaganda zum Einsatz. Damit beziehen sich solche Aussagen auf uralte Stereotype, die besagen, dass die Juden und Jüdinnen über besonders viel Macht und Geld besitzen und das Weltgeschehen heimlich lenken.

Verschwörungsfantasien fallen zu Krisenzeiten (wie etwa während der Corona-Pandemie) auf fruchtbaren Boden, da sie globale Katastrophen erklärbar machen und für ein Gefühl der Sicherheit sorgen. Verschwörungsfantasien konstruieren einfache Zusammenhänge für komplexe globale Ereignisse und finden oftmals einen «Sündenbock», der für die Krise verantwortlich gemacht werden kann. Die Schuldigen sind dabei oftmals die Juden.

Juden und Jüdinnen für eine globale Pandemie verantwortlich zu machen ist nichts Neues. Bereits im Mittelalter, als die Pest in ganz Europa wütete, wurden jüdische Menschen beschuldigt, Brunnen vergiftet zu haben. Aufgrund der ersten Pestwelle in der Schweiz zwischen 1348 und 1350 wurden daher mindestens 28 jüdische Gemeinden ausgelöscht (siehe mehr dazu im Historischen Lexikon der Schweiz). Ab Mitte des 15. Jahrhunderts wurden Juden und Jüdinnen aus praktisch allen Schweizer Städten vertrieben.

Mehr zur Verschwörungsfantasie «Juden und Geld» finden Sie hier.

In einer solchen Situation ist es wichtig zu differenzieren, ob die Person «lediglich» einzelne Aussagen wiedergibt, die sie irgendwo aufgeschnappt hat oder ob sie bereits tief in die Welt der Verschwörungsfantasien abgedriftet ist. Bei Letzterem hilft rationales Argumentieren oftmals kaum weiter.

Trotzdem ist es wichtig, solche Aussagen nicht unkommentiert zu lassen und nachzufragen: «Warum glaubst du das? Woher hast du diese Theorie?» «Kannst du das belegen?» Oft reicht das, um das Gegenüber ins Stottern zu bringen. Erklären Sie auch, wieso diese Aussagen antisemitisch sind.

Da Anhänger* von Verschwörungsfantasien oftmals nach Gründen und Erklärungen für komplexe Zusammenhänge suchen, kann es auch hilfreich sein, auf diese Unsicherheiten einzugehen und Alternativen aufzuzeigen. Man kann sagen: «Ich verstehe, dass diese Situation einzigartig ist und viel Unsicherheit auslöst. Doch um gegen etwas anzukämpfen, mit dem man nicht einverstanden ist (beispielsweise die Massnahmen der Behörden zur Bekämpfung des Virus), braucht es keine haltlosen Anschuldigungen gegen Minderheiten.» Bestenfalls kann man die Person zu mehr Selbstreflexion animieren, indem sie sich fragt: «Warum möchte man das gerade glauben?»

Weitere Tipps zum Umgang mit Verschwörungserzählungen im privaten Umfeld finden Sie hier.

Zitat 2 von 18

Schülerin zu ihrer jüdischen Mitschülerin am ersten Schultag:

«Ich habe dir gleich angesehen, dass du jüdisch bist.»

Juden* leben und lebten überall auf der Welt und sehen daher ganz unterschiedlich aus. Die nicht-jüdische Schülerin geht aber davon aus, dass es ein bestimmtes jüdisches Aussehen gibt, sozusagen einen genetischen Code, an dem man diese äusserlich einfach erkennen und zuordnen kann. Dabei konstruiert sie – ob bewusst oder unbewusst – eine klar identifizierbare Linie zwischen einem «jüdischen Körper» und einem «nicht-jüdischen Körper» und suggeriert, dass alle Juden* auf der Welt körperliche Gemeinsamkeiten aufweisen.

Diese Vorstellung von typischen jüdischen körperlichen Merkmalen (grosse Nase, lockige dunkle Haare…) bestehen schon seit Jahrhunderten und werden in Karikaturen immer wieder verwendet. Diese Darstellungen dienen oftmals dazu, alle Juden* gleichzusetzen und abzuwerten.

Die falsche Annahme, es gäbe ein typisch jüdisches Aussehen, basiert oft auf einer – wenn auch unbewussten – rassistischen Denkweise. Diese Denkweise geht von einer verallgemeinerten Wertung tatsächlicher oder fiktiver biologischer Unterschiede aus, mit der dann gewisse Privilegien oder Aggressionen gerechtfertigt werden sollen. Die Nationalsozialisten* argumentierten zum Beispiel, dass die Juden* einer «minderwertigen Rasse» angehörten und daher vernichtet werden müssten. Aus diesem Grund sind solche Aussagen immer problematisch, auch wenn die Sprecherin keine bösen Absichten verfolgt.

Literatur zum Thema finden Sie hier.

Wahrscheinlich ist sich die Schülerin gar nicht bewusst, dass ihre Aussage problematisch ist. Trotzdem oder gerade deshalb ist es wichtig, sie darauf anzusprechen. Beispielsweise können Sie die Schülerin fragen, wie Juden* ihrer Meinung nach aussehen und woher sie diese Vorstellung hat.

Dabei kann es hilfreich sein, die Schülerin auf den rassistischen Unterton ihrer Bemerkung hinzuweisen. Beim Rassismus geht es oft um das sogenannte «Othering», bei welchem eine klare Linie zwischen dem «Wir» und dem «Ihr» gezogen wird und diese beiden Kategorien dann gewertet werden.

  • Das Likrat-Projekt des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes bietet Workshops für Schulen an zum Abbau von antisemitischen Vorurteilen, www.likrat.ch
  • NCBI Schweiz bietet Workshops an zum Thema «Vorurteile abbauen», www.ncbi.ch

Zum Umgang mit Antisemitismus an Schulen helfen zudem diese Publikationen:

Zitat 3 von 18

Die Angestellte eines Hotels in Arosa mit vielen streng-religiösen jüdischen Gästen schreibt auf einen Zettel im Treppenhaus:

«Für unsere jüdischen Gäste, Frauen, Männer und Kinder, bitte gehen Sie duschen, bevor Sie den Pool benutzen. Wenn Sie gegen diese Regel verstossen, sind wir gezwungen, das Schwimmbad für Sie zu schliessen.»

Der Zwischenfall in einem Schweizer Apartmenthotel in den Bergen schlug hohe Wellen; sowohl nationale als auch internationale Medien berichteten über den Vorfall. Sogar israelische Politiker* mischten sich ein und nannten den Vorfall «Antisemitismus der übelsten Sorte».

Was in dem Fall allerdings wichtig zu unterscheiden ist, ist einerseits die Intention der Angestellten und andererseits die Wirkung, die sie damit erzielte. Die Frau beabsichtigte wohl kaum, die jüdischen Gäste zu beleidigen oder in irgendeiner Weise anzuprangern, kamen jüdische Gäste doch schon seit Jahren zu ihr ins Hotel. Dennoch ist die Wirkung einer solchen Aussage verheerend, verletzt sie doch die Angesprochenen sehr.

Die Absenderin der Notiz richtet ihre eigentlich legitime Aufforderung, nämlich dass man vor der Benutzung des Schwimmbades duschen soll, ausschliesslich an «jüdische Gäste», was diskriminierend ist, da es impliziert, dass nur die jüdischen Besucherinnen und Besucher des Pools dreckig seien oder gegen diese Hausregel verstossen würden. Auch wenn sich die Hotelangestellte dem diskriminierenden Beigeschmack ihrer Aussage nicht bewusst war, so können solche Sätze dazu führen, dass antisemitische Vorurteile verbreitet werden, denn wer das liest, denkt automatisch: Die Juden und Jüdinnen duschen nicht, sie sind dreckig und halten sich nicht an die Regeln.

Diese Denkweise nennt man auch «Othering», denn unbewusst unterscheidet die Rednerin zwischen «uns» (den Nicht-Juden, die duschen) und den «anderen» (den jüdischen Gästen, die nicht duschen). Während die eigene «Normalität» bestätigt und aufgewertet wird, erscheinen die «anderen» als weniger «sauber». Othering kann als Vorstufe zum offenen Rassismus betrachtet werden. Wer stets zwischen «uns» und «denen» unterscheidet, ebnet den Weg für Beleidigungen, Verunglimpfungen oder Ausgrenzung, auch wenn die Intention eigentlich eine ganz andere war. Denn: Rassismus ist immer auch ein subjektives, emotionales Erlebnis. Wer eine hohe Empfindlichkeit der Betroffenen beklagt, der weist einen Mangel an Feingefühl auf.

Weiter weckt die Verbindung der Ausdrücke «Juden» und «Duschen» die Assoziation zu Nazideutschland, wo Juden und Jüdinnen «zum Duschen» geschickt wurden, was aber tatsächlich die Gaskammer und den Tod bedeutete.

Mehr über die Geschichte der Juden im 2. Weltkrieg und der berüchtigten Gaskammern lesen Sie hier.

Mehr zur medialen Berichterstattung über den Fall u.a. hier.

In so einem Fall ist es wichtig, nachzufragen und die betreffende Angestellte auf die Problematik ihrer Aussage aufmerksam zu machen, also direkt mit ihr zu reden. Erklären Sie, was die Wirkung dieser Aussage ist und dass es verletzend ist, nur die jüdischen Gäste mit der Aufforderung zum Duschen anzusprechen; man kann auf die Gründe eingehen, wieso diese Aussage problematisch ist oder auch fragen, wie man sich fühlen würde, wenn anstatt «jüdische Gäste» «christliche Gäste» stehen würde, um einen Perspektivenwechsel zu erwirken und Empathie und Einfühlungsvermögen hervorzurufen.

Zudem sollte man darum bitten, den Zettel unverzüglich zu entfernen oder umzuschreiben.

 

Tipps für Hotels und Gastronomiebetriebe im Umgang mit strenggläubig-jüdischen Gästen finden Sie hier.

Likrat Public schafft gegenseitiges Verständnis zwischen Gastgebern und jüdischen Gästen und.

Wird man Zeuge von einem antisemitischen Vorfall, so wendet man sich am besten an folgende Organisationen:

Zitat 4 von 18

Leserkommentar unter einem Online-Beitrag des Schweizer Fernsehens zum Attentat auf eine Synagoge in Pittsburgh, bei dem elf jüdische Menschen getötet wurden:

«Natürlich bin ich gegen Hass und Gewalt. Liebe Schweizer Juden. Die beste Prävention wäre, wenn ihr Einfluss in Israel nehmen würdet und dort die eigenen radikalen Siedler, Besatzer und Politiker bekämpfen würdet. Das ist die Wurzel allen Übeln [sic!] und deshalb seid ihr vielerorts verhasst. Zweistaatenlösung und lasst einander in Ruhe ohne dauernden Schikanen [sic!].»

Gemäss der Logik dieses Kommentarschreibers ist Antisemitismus die gerechtfertigte Reaktion auf die geopolitischen Gegebenheiten im Nahen Osten. Dieser Kommentar ist ein klassisches Beispiel dafür, dass sich Kritik an Israel oft judenfeindlicher Argumentationsweisen bedient.

Erstens vermischt der Kommentarschreiber ganz unterschiedliche Akteure. Für ihn sind sämtliche Juden* weltweit – so auch Schweizer Juden und Jüdinnen– unweigerlich mit Israel verknüpft und folglich auch verantwortlich für dessen Politik (siehe mehr dazu hier). Als vermeintliche Exponenten Israels seien die Schweizer Juden* somit in der Pflicht, «die eigenen radikalen Siedler, Besatzer und Politiker» in Israel zu beeinflussen.

Dass die Schweizer Juden und Jüdinnen mit Israel gleichgesetzt werden, lässt mehrere judenfeindliche Stereotype mitschwingen. Zum einen stellt die Vorstellung eines weltweit agierenden Kollektivs der Juden* eine sehr etablierte antisemitische Vorstellung dar. Zum anderen werden Juden* in der Schweiz bezüglich Nationalität nicht mit der Schweiz, sondern mit Israel assoziiert (siehe mehr zu Schweizer Juden hier). In beiden Formen wird Juden Individualität und Pluralismus abgesprochen. Zugleich zeigt sich die Fehlvorstellung, dass Juden* automatisch Israelis seien. In Tat und Wahrheit sind nur eine Minderheit der Juden in der Welt israelische Staatsbürger. Zudem ist Israel ein pluralistischer Staat, dem auch viele Nichtjuden angehören.

Da für den Kommentarschreiber Israel mit allen Juden und Jüdinnen gleichzusetzen ist, muss die negative Sicht auf Israel auch mit einer negativen Sicht auf die Juden im Allgemeinen einhergehen. Judenfeindliche Haltungen seien somit die verständliche, ja logische und rationale Folge, wie der Kommentierende es mit «deshalb seid ihr vielerorts verhasst» zum Ausdruck bringen möchte. Die Juden sind dieser klassischen judenfeindlichen Argumentationsstrategie zu Folge selbst schuld am Antisemitismus. Antisemiten wollen so ihre Reaktion nicht als hasserfüllt, sondern als vernunftgesteuert darstellen und sich von ihrer Rolle als judenfeindliche Täter entlasten und die Opfer ihres Hasses – die Juden – zu den eigentlichen Tätern umfunktionieren.

Wie stark Kritik an Israel bei diesem Autor mit Antisemitismus verknüpft ist, beweist auch der Kontext: Der Kommentar wurde bei einem Bericht über ein antisemitisch motiviertes Attentat auf eine Synagoge in den USA gepostet. Der Bezug zu Israel respektive dem Nahostkonflikt ist weder aufgrund der Tat noch aufgrund der journalistischen Berichterstattung gegeben.

Letztlich rechtfertigt der Kommentarschreiber nicht nur antisemitische Haltungen, sondern lässt auch judenfeindliche Gewalt – hier das mörderische Attentat auf die Pittsburgher Synagoge – als verständliche Reaktion erscheinen. Der aus seinen Zeilen hervorgehende Appell, die «Schweizer Juden» sollten in Israel aktiv werden, lässt diese Rechtfertigung auch als direkte Drohung an die Juden in der Schweiz lesen.

Mehr zum Thema Schweizer Juden finden Sie im GRA Glossar.

Wer sich auf eine Diskussion einlassen mag, kann auf den antisemitischen Leserkommentar direkt eine Antwort verfassen. Auf Hate Speech sollten Sie immer mit Argumenten reagieren, welche die hasserfüllten Aussagen als solche zu erkennen gibt. Verweisen Sie auf die groben und oftmals falschen Pauschalisierungen (nicht alle Juden* sind Israelis und nicht alle israelischen Staatsbürger* sind Juden*) und entkräften Sie das undifferenzierte Israel-/Juden-Bild im Allgemeinen. Auch kann man den Kommentarschreiber darauf aufmerksam machen, dass er hier klassische Täter-Opfer-Umkehr betreibt und fragen, ob ihm bewusst sei, dass er mit seiner Argumentation Hass und Gewalt legitimiert.

Allerdings muss man sich bewusst sein, dass eine Antwort auf diesen Kommentar eine Welle an antisemitischen Reaktionen auslösen kann. Falls bereits andere Leser den antisemitischen Kommentar in einem rationalen und anständigen Ton bemängelt haben, kann man deren Antwort liken, um der positiven Gegenrede und der (oftmals) schweigenden Mehrheit mehr Gewicht zu verleihen.

Als Alternative kann auch die zuständige SRF-Redaktion angeschrieben werden und auf die Problematik des Blog-Eintrags hingewiesen werden. Weiter steht auch die Ombudsstelle des Schweizer Fernsehens für solche Fälle zur Verfügung.

Weitere Tipps zum Umgang mit Hass im Netz gibt es hier: www.neuemedienmacher.de

Eine Einführung zu israelbezogenem Antisemitismus finden Sie hier. Unterrichtsmethoden zum Nahostkonflikt finden Sie auf «Anders Denken» für Schüler ab 14 Jahren und Schüler ab 16 Jahren.

Als Zeuge von israelbezogenem Antisemitismus können Sie sich an folgende Stellen wenden:

Zitat 5 von 18

Zwei jüdische Touristen (durch ihre Kleidung als orthodoxe Juden erkennbar) stehen zusammen mit Schweizern bei der Talstation einer Luftseilbahn in einem Ferienort in den Bergen. Eine in der Nähe stehende Person sagt zu ihrer Begleitung, davon ausgehend, dass die jüdische Familie kein Deutsch versteht:

«Ich hasse diese Leute wie die Pest» und «Schade hat Hitler nicht länger gelebt.»

Solche Äusserungen sind zutiefst antisemitisch. Die Person, die das sagt, gibt mit diesen Aussagen zu verstehen, dass sie Juden und Jüdinnen hasst und dass sie den Holocaust, also die Ermordung von sechs Millionen Menschen, als etwas Positives ansieht und sich wünscht, dass noch mehr, oder sogar alle Juden* von den Nationalsozialisten getötet worden wären.

Der Verweis auf die Pest mag auch auf Antisemitismus hinweisen, da die Juden* während der Pest beschuldigt wurden Brunnen zu vergiften. Aufgrund der ersten Pestwelle in der Schweiz zwischen 1348 und 1350 wurden daher mindestens 28 jüdische Gemeinden ausgelöscht (siehe mehr dazu im Historischen Lexikon der Schweiz). Ab Mitte des 15. Jahrhunderts wurden jüdische Menschen aus praktisch allen Schweizer Städten vertrieben.

Es ist wichtig, dass eine solch menschenverachtende Aussage nicht unkommentiert bleibt. Diese Person sollte angesprochen und gefragt werden, ob ihr bewusst sei, für welche Verbrechen Adolf Hitler verantwortlich war und dass sie sich gerade den Tod von unschuldigen Menschen gewünscht habe. Weiter sollte man der Person auch klar machen, dass eine solche Aussage in der Öffentlichkeit strafbar ist.

Eine solche Aussage sollte bei der Antisemitismus-Meldestelle des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG oder der GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus gemeldet werden.

Zitat 6 von 18

Leserkommentar zu einem Online-Beitrag des Schweizer Radios SRF2 über eine Studie zum Antisemitismus im Internet:

«Israel schürt den ‹Judenhass und Antisemitismus› selber kräftig mit seiner ‹Agressions Politik [sic!] gegenüber dem Westjordanland und Palästina›!»

Dieser Kommentarschreiber rechtfertigt Antisemitismus als nachvollziehbare Reaktion auf die Politik Israels gegenüber den Palästinensern*.

Der Kommentarschreiber gibt mit seiner Aussage ein Paradebeispiel dafür, dass Kritik an Israel oft mit Antisemitismus einhergeht. Die Aussage, dass Israel den Judenhass und Antisemitismus schüre, legt offen, dass der Schreibende Israel mit den Juden* als homogene Einheit gleichsetzt. Er ignoriert sowohl, dass Israel keineswegs das Judentum an sich, geschweige denn alle Juden* der Welt repräsentiert, als auch dass Israel selbst nicht einfach jüdisch ist, sondern eine pluralistische Gesellschaft darstellt, zu der auch viele Nichtjuden* gehören (mehr zur Gleichsetzung von Juden* und Israelis als Element einer antisemitischen Kritik an Israel finden Sie hier).

Die Strategie, Hass gegen Juden* als gerechtfertigte Reaktion auf ein angebliches Fehlverhalten der Juden* im Allgemeinen darzustellen, gehört zu einem festen Grundbestand judenfeindlicher Argumentation. Antisemiten* wollen ihre Feindschaft dadurch rational und nicht hassgesteuert erscheinen lassen. Besonders perfide ist zudem, dass mit dieser Argumentation zugleich die Opfer des Antisemitismus zu Tätern* erklärt werden, während die antisemitischen Täter* sich als Opfer inszenieren.

Entsprechend seiner judenfeindlichen Pauschalisierung ist es für den Kommentierenden absolut legitim, weltweit jede Jüdin oder jeden Juden zu hassen, da er sie zu Repräsentanten Israels erklärt.

Wer sich auf eine Diskussion einlassen mag, kann auf den antisemitischen Leserkommentar direkt eine Antwort verfassen. Wann immer möglich, sollte auf Hate Speech mit Argumenten reagiert werden, welche die hasserfüllten Aussagen widerlegen. Man kann z.B. auf Pauschalisierungen (nicht alle Juden und Jüdinnen sind Israelis und nicht alle israelischen Staatsbürger und Staatsbürgerinnen sind Juden*) und auf das undifferenzierte Israel-/Juden-Bild im Allgemeinen verweisen. Auch wird hier Täter-Opfer-Umkehr betrieben und man kann den Kommentierenden darauf hinweisen, dass er/sie mit dieser Argumentation Hass und Gewalt an jüdischen Menschen legitimiert.

Allerdings muss man sich bewusst sein, dass eine Antwort auf diesen Kommentar eine Welle an antisemitischen Aussagen auslösen kann. Falls bereits andere Leser den antisemitischen Kommentar in einem rationalen Ton bemängelt haben, kann man deren Antwort «liken», um der positiven Gegenrede mehr Gewicht zu verleihen.

Als Alternative kann man auch die zuständige SRF-Redaktion anschreiben und auf die Problematik des Blog-Eintrags hinweisen. Auch steht die Ombudsstelle des Schweizer Fernsehens für solche Fälle zur Verfügung.

Weitere Tipps zum Umgang mit Hass im Netz gibt es hier: www.neuemedienmacher.de

Eine Einführung zu israelbezogenem Antisemitismus finden Sie hier. Unterrichtsmethoden zum Nahostkonflikt finden Sie auf «Anders Denken» für Schüler ab 14 Jahren und Schüler ab 16 Jahren.

Als Zeuge von israelbezogenem Antisemitismus können Sie sich an folgende Stellen wenden:

Zitat 7 von 18

An einem privaten Abendessen findet ein Gespräch über die gelebte kulturelle Vielfalt in der Stadt Zürich statt. Dabei schimpft eine ältere Dame über orthodoxe Juden in traditioneller Kleidung im Quartier Wiedikon:

«Es ist einfach eine Provokation, wie die Juden hier rumlaufen. Von allen anderen wird erwartet, dass sie sich integrieren – die aber glauben, etwas Besonderes zu sein, und laufen hier rum wie im Mittelalter. Und dabei grüssen sie nicht einmal.»

Zunächst findet in dem Zitat eine Gleichsetzung statt: Aus den orthodoxen Juden* werden alle Juden. Weiter wird diesen anhand ihres Kleidungsstils und Nicht-Grüssens ein fehlender Integrationswille vorgeworfen.

Die Kleidung orthodoxer Juden und Jüdinnen entspricht einer osteuropäischen Tradition (siehe mehr zum orthodoxen Judentum hier). Sie wird im Zitat als «mittelalterlich» bezeichnet, was impliziert, dass Juden* nicht in der Moderne angekommen seien. Diese Denkweise basiert auf dem christlichen Vorwurf, die Juden würden das Neue (nämlich Jesus und das Neue Testament) nicht erkennen und hingen an ihren überholten Vorstellungen (mehr zu diesem Thema finden Sie hier). Im Zitat werden aus Juden* also Verhinderer der Moderne. Hinter dem Satz «Sie fühlen sich als etwas Besonderes» steckt auch die antisemitische Lesart der «jüdischen Auserwähltheit».

Schliesslich kulminiert all dies in dem Vorwurf, sich der «Tradition» des gegenseitigen Grüssens zu verweigern, da sich Juden* für etwas Besseres halten und jede Form der Integration verweigern. Dieser Vorwurfsdreischritt gehört in den Bereich des Antisemitismus, da er explizit jüdischen Menschen Fähigkeit und Wille abspricht, Teil der Gesellschaft zu sein. Aber: In keiner Grossstadt in der Schweiz grüssen sich Unbekannte auf der Strasse; warum erwartet dies die Frau von jüdischen Mitbürgern*?

Es geht hier auch um einen falsch verstandenen Integrationsbegriff, denn integrieren heisst nicht, sich vollständig anzupassen. Mehr über einen sinnvollen Integrationsbegriff lesen Sie hier. Weiterführende Informationen finden Sie auch hier.

Genauer nachzufragen ist in solchen Situationen oftmals die sinnvollste Art zu reagieren. Man kann die Frau direkt fragen: «Was wissen Sie über diese Menschen, über die Sie voreilig urteilen? Warum fühlen Sie sich von ihnen provoziert? Warum wirkt das Tragen von traditioneller Kleidung für Sie provozierend? Wird bei Juden mit anderen Massstäben gemessen?»

Weisen Sie die Frau auf die Problematik der Äusserungen hin, nämlich dass sie verallgemeinernd und abwertend sind. Man kann auf den Vorwurf des «Nichtgrüssens» fragen, ob denn die Person, die das stört, selbst grüsst und selbst auf die Jüdinnen und Juden zugeht.

Der Hintergrund der osteuropäischen Kleidung soll erklärt werden. Auch soll deutlich gesagt werden, dass die individuelle Kleidung eines Menschen kein Zeichen für den Ausschluss aus der Gesellschaft darstellt noch ist sie ein Symbol für den individuellen Integrationswillen.

Praktische Tipps zu Zivilcourage im Alltag auch hier.

Zitat 8 von 18

In einem Leserbrief in einer Schweizer Tageszeitung ist zu lesen:

«Die Beschneidung von Jungen ist primitiver Kindesmissbrauch und sollte verboten werden.»

Der Gebrauch der Worte «Kindesmissbrauch» und «primitiv» spielt auf alte antisemitische Vorurteile an, nach denen die Juden und Jüdinnen ein nicht in der Moderne angekommenes Volk seien, das dazu noch Kinder zu rituellen Zwecken missbrauche. Im Mittelalter diente dazu der Mythos des Ritualmordes, also der Mord an einem Christenkind, um mit dem Blut z.B. Mazzot (ungesäuertes Brot, dass Juden zum Pessachfest essen) zu backen.

Heute wird die Beschneidung der jüdischen Knaben als Zeichen der Rückständigkeit gedeutet und angeprangert. Die Knabenbeschneidung innerhalb der ersten sieben Lebenstage wird aber in vielen Gemeinschaften angewendet. Zugrunde liegen dafür kulturelle, aber auch medizinische Gründe. Die Beschneidung wird als Vorsorge vor Geschlechtskrankheiten angesehen. Auch wird die Beschneidung oftmals medizinisch angeordnet, wenn die Vorhaut eines Knaben zu eng ist (sogenannte Phimose). Im religiösen Verständnis des Judentums ist die Beschneidung für Knaben das wichtigste Zeichen der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und seinem Bund mit Gott (siehe mehr zur männlichen Beschneidung im GRA Glossar).

In der Diskussion sollte auf die medizinischen, kulturellen und religiösen Hintergründe der Beschneidung hingewiesen werden. Machen sie deutlich, dass mit Aussagen wie «Kindesmissbrauch» ein eindeutig antisemitisches Muster bedient wird – egal, wie man selbst zur Beschneidung steht. Gesundheit, Religion und Tradition sind zudem vertretbare Motive der elterlichen Sorge.

Auch kann man auf die Religionsfreiheit hinweisen. Mehr zur Gesetzeslage in der Schweiz hier.

Allgemeine Informationen zum Thema der rituellen Beschneidung im Judentum finden Sie hier.

  • Zürcher Institut für Interreligiösen Dialog ZIID, www.ziid.ch
  • Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund SIG, www.swissjews.ch
  • GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, www.gra.ch
Zitat 9 von 18

Kommentar in einer Online-Zeitung zu einem Bericht über die allfällige Übernahme der Sicherheitskosten durch den Bund für Synagogen und jüdische Gemeinden in der Schweiz:

«Warum bezahlt nicht Israel, wenn die Juden unbedingt Sicherheit wollen? Keine andere Religion benötigt eine solche Sicherheitsausrüstung oder wird finanziell unterstützt.»

Im vorliegenden Zitat werden zwei verschiedene Punkte angesprochen: Zum einen werden jüdische Schweizer* mit Israel gleichgesetzt, obwohl ein Grossteil der Juden* keine Staatsbürger* Israels sind. Dieses Vorurteil besagt, dass Juden gar keine richtigen Schweizer, Deutschen, Franzosen usw. sein können, sondern immer nur «Gast» im eigenen Land und am Ende des Tages immer loyal zu Israel seien. Daher soll auch Israel für ihre Kosten aufkommen. Zum anderen schwingt hier das Vorurteil des «geldgierigen Juden» mit.

Auch ist die Aussage problematisch, da suggeriert wird, die Juden* würden mit ihren Sicherheitsbedenken übertreiben. Aber die Juden* «wollen» nicht mehr Sicherheit, sie «brauchen» mehr Sicherheit, wie jüngste Anschläge auf jüdische Institutionen in Europa zeigen. Auch benötigt keine andere Religion in der Schweiz solche Sicherheitsausrüstung, weil keine andere Religionsgemeinschaft so gefährdet ist (siehe dazu den Sicherheitsbericht des Schweizer Nachrichtendienstes).

Der Bundesrat hat 2019 definitiv entschieden, sich an den Kosten für Sicherheitsmassnahmen von besonders gefährdeten Minderheiten in der Schweiz zu beteiligen (siehe Medienbericht dazu hier).

Weiterführende Informationen zu Vorurteilen und Verschwörungsfantasien im Antisemitismusbericht von SIG und GRA sowie im Glossar der GRA.

Auf solche Kommentare kann, wer mag, eine Antwort verfasst werden, die die absurde Argumentationsweise dieses Lesers* aufzeigen. Jedoch muss man mit antisemitischen Gegenreaktionen rechnen. Stattdessen können auch bereits bestehende Kommentare gelikt werden, die sachliche Gegenargumente liefern, um so deren Aussagen mehr Gewicht zu geben. Weiter kann man die Online-Redaktion der Zeitung kontaktieren und auf den problematischen Inhalt hinweisen.

Wenn solche Aussagen in einem persönlichen Gespräch fallen, kann man diese Person fragen: «Wieso soll ein fremdes Land für die Sicherheit von Schweizer Bürgern* zahlen? Sollte demzufolge die Schweiz auch für die Sicherheit von Christen* in Ländern wie z.B. Sri Lanka zahlen?» oder «Findest du nicht auch, dass der Schweizer Staat für die Sicherheit aller seiner Bürger* zuständig ist, unabhängig davon, welcher Religion sie angehören?» Indem man die fehlende Logik hinter solchen Aussagen aufzeigt, kann das Gegenüber vielleicht dazu gebracht werden, seine Aussagen nochmals zu überdenken. Man kann auch darauf hinweisen, dass auch in Nachbarsländern die Kosten zum Schutz der jüdischen Bevölkerung vom Staat übernommen werden.

Weiter sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Gleichsetzung der Schweizer Juden und Jüdinnen mit Israel judenfeindliche Stereotype mitschwingen lässt.

Mehr praktische Tipps zu Zivilcourage im Alltag finden Sie auch hier.

Zitat 10 von 18

Zwei jüdische Frauen sind in Zürich gerade im Gespräch mit Spendensammlern einer Hilfsorganisation, als eine Passantin ihnen zuruft:

«Ihr Juden seid alle geizig!»

Das Klischee vom geizigen und/oder geldgierigen Juden* ist ein stark verbreitetes Vorurteil. 

Die Aussage spielt auf die stereotypische Verbindung von «Juden» und «Geld» an und reicht weit in die Vergangenheit zurück. Im Mittelalter war es Jüdinnen und Juden verboten, Land und Acker zu besitzen. Zudem wurden sie aus Kaufmannsgilden und Handwerkszünften ausgeschlossen. Als Erwerbstätigkeit blieb ihnen oftmals nur noch der Handel, darunter auch der Handel mit Geld, welcher das Klischee vom geldgierigen Juden* bis heute nährt und den Begriff des «Wucherjuden» prägte.

Der Vorwurf basiert also auf einer den Jüdinnen und Juden aufgezwungenen Aktivität, die wiederum im Laufe der Geschichte als typisch jüdische Eigenschaften konzeptualisiert und als Legitimation zur Diffamierung und Diskriminierung genutzt wurden.

Die berufliche Spezialisierung hielt sich teilweise bis ins 20. Jahrhundert hinein, sodass sich das Vorurteil weiter festigte. Auch die Nationalsozialisten* bedienten sich in ihrer antisemitischen Propaganda dieses Vorurteils, um das eigene Handeln und Morden entsprechend zu legitimieren.

Die Stereotype von «Juden und Geld» werden somit seit der Antike von Generation zu Generation weitergegeben und halten sich bis heute im Alltagsbewusstsein vieler Menschen. Mehr über die verschiedenen Formen des Antisemitismus lesen Sie hier.

Weiterführende Informationen zu Stereotypen und woher sie kommen auch hier.

In Fällen von antisemitischen Klischees und Vorurteilen hilft vor allem Aufklärung. Nur wer versteht, was daran problematisch ist, wird diese Stereotype hinterfragen und sie bestenfalls nicht mehr benutzen. Es ist daher wichtig, die Sprecherin auf diese antisemitischen Vorurteile hinzuweisen und nachzufragen: «Woher haben Sie diese Vorstellung?» «Warum sagen Sie das?»

Ignorieren Sie das Gesagte also nicht, reagieren Sie. Bleibt eine solche Aussage unkommentiert, entsteht auch für Unbeteiligte in Hörweite der Eindruck, es wäre in Ordnung, so etwas zu sagen. Zeigen Sie: Die Verbreitung solcher Stereotype ist nicht in Ordnung!

Mehr praktische Tipps für mehr Zivilcourage im Alltag finden Sie hier.

Wird man Zeuge* eines antisemitischen Vorfalls, wendet man sich am besten an folgende Organisationen:

Zitat 11 von 18

Eine Leserbriefschreiberin in einer Ostschweizer Tageszeitung:

«Seit der zweiten Intifada im September 2000 sind 1523 palästinensische Kinder von der israelischen Armee getötet worden – ein Kind jeden dritten Tag. Und was hört man davon in den westlichen Medien? Ein ohrenbetäubendes Schweigen. Es waren nicht die Palästinenser, die sechs Millionen Juden umgebracht haben.»

Die Instrumentalisierung des Holocaust ist eine weit verbreitete Taktik bei antisemitisch geprägter Kritik an Israel und den Juden* (weitere Infos dazu hier).

In diesem konkreten Beispiel setzt die Leserbriefschreiberin den Tod palästinensischer Kinder in Bezug zum Holocaust. Israel würde diese als Rache für die Ermordung von sechs Millionen Juden* durch das nationalsozialistische Deutschland umbringen. Zugleich suggeriert sie durch ihren Vergleich mit dem Holocaust, dass Israel an den Palästinensern* ebenfalls einen Genozid verüben würde. Dass die Schreiberin gerade Kinder als Opfer herausstreicht, mag damit zusammenhängen, dass Kinder als besonders unschuldig gelten. Zugleich existiert seit dem Mittelalter das antisemitische Verschwörungskonstrukt, Juden* würden nicht-jüdische Kinder bewusst für rituelle Zwecke töten (siehe mehr zu Verschwörungsfantasien hier).

Die Schreiberin gibt mit der begrifflich nicht vorgenommenen Trennung zwischen Israel und den Juden* ein weiteres häufig in judenfeindlichen Äusserungen gegen Israel anzutreffendes Muster wieder. Israel wird mit den Juden* insgesamt gleichgesetzt. Die Autorin vermischt somit unterschiedliche Kollektive, denn es wird ausgeblendet, dass Israel keineswegs alle Juden und Jüdinnen der Welt repräsentiert respektive dass das Judentum an sich eine pluralistische Gesellschaft darstellt; in Israel gibt es zudem auch eine nicht-jüdische Bevölkerung. Indem in Kollektiven gesprochen wird, werden Individualität und Heterogenität ausgeblendet.

Die in den Zeilen geäusserte Kritik an den europäischen Medien ist ebenfalls problematisch, da sie an eine antisemitische Verschwörungsfantasie anknüpft, die besagt, «die Juden» würden die Medien beeinflussen oder gar kontrollieren (siehe mehr zu dieser Art der Verschwörungsfantasien hier). Diese Aussage mag auch ein Indiz dafür sein, dass die Schreiberin die Vorstellung hat, dass die westlichen Medien aufgrund von Schuldgefühlen – ausgelöst durch den Holocaust – Israel an milderen Standards messen würden. Auch diese Argumentation taucht in judenfeindlicher Israelkritik wiederholt auf, ist jedoch mehrfach widerlegt worden. Besonders für Deutschland ist gut erforscht, dass die mediale Kritik an Israel im Vergleich zu anderen Ländern sogar besonders stark ausfällt (siehe zum Beispiel hier).

Man kann eine Antwort auf den Leserbrief verfassen, um die Leserschaft darauf hinzuweisen, dass das Zitat antisemitisch ist und in welchem man die Argumente mit oben genanntem Hintergrundwissen entkräftet. Auch kann man bereits bestehende Gegenreaktionen, die sachlich vorgebracht wurden, liken, um aufzuzeigen, dass antisemitische Kommentar von der breiten Öffentlichkeit nicht akzeptiert werden.

Weiter kann man den Leserbrief dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund SIG melden oder die Redaktion der Zeitung direkt anschreiben.

Weitere Tipps zum Umgang mit Hass im Netz gibt es hier: www.neuemedienmacher.de

Eine Einführung zu israelbezogenem Antisemitismus finden Sie hier.

Unterrichtsmethoden zum Nahostkonflikt finden Sie auf «Anders Denken» für Schüler ab 14 Jahren und Schüler ab 16 Jahren.

Als Zeuge von israelbezogenem Antisemitismus können Sie sich an folgende Stellen wenden:

Zitat 12 von 18

Ein Vertreter einer Organisation bemerkt an einem Anlass über Bildungschancen von Jugendlichen im persönlichen Pausen-Gespräch:

«Jüdische Kinder haben eine viel höhere Maturitätsquote als andere. Die Juden sind eben clever.»

Liest man im Duden die Definition für «clever», heisst es: «…mit Schläue und Wendigkeit alle vorhandenen Fähigkeiten einsetzend und geschickt alle Möglichkeiten nutzend.» Im Gegensatz zu anderen, eher positiv bewerteten Begriffen wie «gescheit» oder «intelligent» haftet dem Wort «clever» eine bestimmte negative Konnotation an, die suggeriert, dass sich jemand durch listige Tricks Vorteile verschafft (im Märchen wird zum Beispiel der hinterlistige Fuchs oftmals als clever dargestellt).

Diese Aussage kann zudem als antisemitisch gewertet werden, da sie suggeriert, dass die Betroffenen nicht aufgrund ihrer Leistung, sondern aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit eine höhere Maturitätsquote aufweisen würden. Die Aussage verkennt grundlegende Fakten, wie zum Beispiel, dass Bildungserfolge stark vom Bildungsstand der Eltern abhängt (ungeachtet der Religion!) und auch dass es innerhalb der jüdischen Gemeinschaft Personengruppen gibt, für die das Gymnasium keine Option ist. Mit diesen groben Verallgemeinerungen und vermeintlichen Zusammenhängen bietet man Verschwörungsfantasien einen Nährboden, die die Juden* als gesellschaftliche Eliten sehen, die als heimliche Herrscher* über die Weltpolitik bestimmen (hier finden Sie mehr zum Thema antisemitische Verschwörungsfantasien).

Fragen Sie nach: «Was meinen Sie mit «clever»? Warum denken Sie, dass alle Juden clever sind? Wo haben Sie solche Aussagen gehört?». Erklären Sie, dass es sich bei «den Juden» nicht um eine homogene Gruppe handelt, sondern dass es auch dort wie in allen gesellschaftlichen Schichten grosse Unterschiede gibt.

  • Das Likrat-Projekt des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes bietet Workshops für Schulen an zum Abbau von antisemitischen Vorurteilen, www.likrat.ch
  • NCBI Schweiz bietet Workshops an zum Thema «Vorurteile abbauen», www.ncbi.ch
  • Das E-Learning Tool der GRA vermittelt Jugendlichen Wissen über historisch belastete und vermeintlich belastete Begriffe auf moderne und interessante Art, www.gra.ch/bildung/e-learning-tool/

Zum Umgang mit Antisemitismus an Schulen helfen zudem diese Publikationen:

Weitere Informationen finden Sie hier:

Zitat 13 von 18

Ein Anwalt erwähnt in einem privaten Gespräch über einen seiner Klienten völlig zusammenhangslos:

«Er isch ebe ä Jud.» («Er ist halt ein Jude.»)

Der Sprecher setzt voraus, dass es ein allgemein geteiltes Verständnis davon gibt, was «ä Jud» ist und wofür dieser steht (der deutsche Migrationsforscher Marc Terkessidis nennt dies «rassistisches Wissen»). Die Aussage impliziert, dass mit der Bezeichnung «ä Jud» auf etwas Bezug genommen werden kann, das nicht verbalisiert werden muss oder nicht verbalisiert werden darf. Dies ist deshalb problematisch, da es impliziert, dass es typische jüdische Eigenschaften gäbe, die allen jüdischen Menschen zukommen würden.

Die religiöse oder ethnische Zugehörigkeit eines Menschen ist bei vielen Tatsachenschilderungen jedoch schlicht irrelevant. Dass sie hier trotzdem genannt wird, impliziert, dass bei neutralen Sachverhalten die religiöse Differenz betont werden muss, um eine klare Trennung zwischen «wir» und «die Juden» aufrechtzuerhalten. Diese Denkweise beschreibt man als «Othering».

Fragen Sie den Sprecher, was er mit diesem Satz sagen will, was denn «ä Jud» aus seiner Sicht sei oder ausmache. Sollte die Antwort antisemitische Vorurteile enthalten, kann man diese mit den hier gegebenen Hintergrundwissen entkräften und Gegenfragen stellen wie z.B. «Und Christen*, Muslime* oder Buddhisten* machen das nicht?» Es muss dem Sprecher klar gemacht werden, dass diese Aussage zutiefst antisemitisch ist, da sie «Othering» betreibt, also zwischen «Wir» und «die Juden» unterscheidet und sich der Sprecher damit moralisch über «die Juden» stellt.

Mehr praktische Tipps zu Zivilcourage im Alltag finden Sie auch hier.

Das E-Learning Tool der GRA vermittelt Jugendlichen Wissen über historisch belastete und vermeintlich belastete Begriffe auf moderne und interessante Art.

Weitere Informationen und Workshops finden Sie hier:

  • National Coalition Building Institute NCBI, www.ncbi.ch
  • Zürcher Institut für Interreligiösen Dialog ZIID, www.ziid.ch
  • Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund SIG, www.swissjews.ch
  • GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, www.gra.ch
Zitat 14 von 18

Bemerkung eines jungen Akademikers in Zürich:

«Juden haben aus ihrer Verfolgung nichts gelernt. Sie tun den Palästinensern dasselbe an, was ihnen die Nazis angetan haben. Als auserwähltes Volk fühlen sie sich allen anderen gegenüber überlegen und glauben, niemandem Rechenschaft schuldig zu sein.»

Das Zitat weist drei problematische Aspekte auf. Im Sprechen von «den Juden» wird erstens die stereotypische Haltung vertreten, dass alle Juden und Jüdinnen gleich denken und gleich handeln. Diese Pauschalisierung dient oft als Grundlage für antisemitische Verschwörungsfantasien, wonach die Juden* die Kontrolle über die Welt anstrebten (mehr Informationen dazu finden Sie hier).

Die Gleichsetzung der Politik Israels mit der Politik der Nazis leugnet zweitens die Einzigartigkeit der Shoah und suggeriert zudem eine Verschiebung des Opfer-Täter-Verhältnisses, indem Jüdinnen und Juden, die Opfer von gestern, als Täter von heute dargestellt werden.

Der dritte Punkt betrifft den suggerierten Überlegenheitsdünkel «der Juden» als auserwähltes Volk. Während das Konzept der Auserwählung in der jüdischen Religion eher als Handlungsanweisung und Verantwortung gesehen wird denn als «erhobener Status», tritt in antisemitischer Vorstellung an die Stellung der Auserwählung Minderwertigkeit und negative Stigmatisierung (mehr dazu lesen Sie hier).

Wenn auf solche Aussagen nicht reagiert wird, entsteht für Hörende in Reichweite der Eindruck, es sei in Ordnung, so etwas zu sagen. Man darf solche Aussagen daher nicht ignorieren oder unkommentiert lassen und sollte den Sprecher* darauf hinweisen, was an seinen Aussagen antisemitisch ist. Fragen Sie direkt: «Was hat der Massenmord an den europäischen Juden* mit dem Nahostkonflikt zu tun?» Eine Frage kann auch lauten: «Warum ziehen Sie diesen Vergleich?» Damals wollte man die gesamte jüdische Weltbevölkerung töten, was in keiner Weise vergleichbar ist mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt. Warum spricht er von «den Juden» und nicht von einzelnen Menschen? Warum werden alle Juden* angesprochen, wenn doch eigentlich der Staat Israel gemeint ist? Man kann auch fragen, warum eine ganze Religionsgemeinschaft, die überall auf der Welt lebt, für die Politik eines einzelnen Staates verantwortlich sein soll.

Mehr zum israelbezogenen Antisemitismus lesen Sie hier:

Als Zeuge eines antisemitischen Vorfalls können Sie sich bei folgenden Anlaufstellen melden.

  • GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus GRA, www.gra.ch
  • Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund SIG, www.swissjews.ch
Zitat 15 von 18

Ein Passant droht einem als orthodoxen Juden erkennbaren Mann und seinem Sohn auf offener Strasse:

«Euch schneide ich die Kehle auf!»

Der Täter bedroht zwei als orthodoxe Juden erkennbare Menschen mit dem Tod (aufgrund ihrer Religion) und handelt offensichtlich aus antisemitischen Beweggründen.

Da es sich um eine potenziell gefährliche Situation handelt, ist es sowohl für die Opfer als auch für andere mögliche Beteiligte wichtig, zuerst auf die eigene Sicherheit zu achten. Das heisst, sich vom Täter möglichst fernzuhalten und so schnell wie möglich die Polizei zu informieren. Sie können auch eine Anzeige in Betracht ziehen, da allenfalls ein Straftatbestand erfüllt ist.

In so einem Fall ist der erste Ansprechpartner die Polizei. Später sollte der Vorfall bei der Antisemitismus-Meldestelle des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG (www.swissjews.ch) oder der GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (www.gra.ch) gemeldet werden.

Zitat 16 von 18

Kommentar auf der Website des Schweizer Fernsehens auf einen Beitrag, der sich mit der Schächt-Thematik vor dem Hintergrund der Religionsfreiheit und des Tierschutzes befasst:

«Schon rein aus technischen Gründen gehört das Schächten weltweit verboten, sonst würden sich einige Barbaren mit den ungeeignetsten Werkzeugen johlend an die Ermordung und Folterung der Tiere machen. Diese Mittelalterlichen [sic!] Rituale haben im 21. Jahrhundert in einer zivilisierten Welt keinen Platz und gehören kategorisch verboten und geächtet. Zumindest dort, wo wir das Sagen haben und unsere Ethik einer solchen Tötung eine Absage erteilt.»

Seit 1893 ist das Schächten in der Schweiz verboten (eine Kurzübersicht finden Sie hier). Es ist einzuordnen in eine Reihe von sogenannten Ausnahmeartikeln in der Bundesverfassung, die gegen eine religiöse Gruppierung gerichtet sind, die die ebenfalls verfassungsmässig garantierte Gewissens- und Kultusfreiheit selektiv einschränken und somit zu Diskriminierung führen. Heute ist das Schächtverbot nicht mehr direkt in der Bundesverfassung, sondern im Tierschutzgesetz integriert.

Die Debatten um die Volksinitiative– die allererste, die in der Schweiz zur Abstimmung gelangte – waren 1893 geprägt von einem stark antisemitischen Klima. Die Befürworter des Schächtverbots negierten die religiöse Relevanz des Schächtens und stellten das Schächten und letztlich die Juden als grausam, unzivilisiert und rückständig dar. Zudem grenzten sie die Juden der Schweiz als vermeintlich Fremde aus (eine Analyse der Argumentationsstrategien ist hier zu finden).

Die Schächtthematik ist seit 1893 ein wiederkehrendes Thema in gesellschaftlichen Debatten der Schweiz. Aus den vier oben erwähnten judenfeindlichen Argumentationen der Schächtgegner greift der Online-Kommentar zum einen den Vorwurf auf, das Schächten sei ein unzivilisiertes, barbarisches und rückständiges Ritual. Zudem unterstellt der Kommentar, dass Schächten eine Schlachtmethode sei, die Juden aus Freude an Tierquälerei praktizieren würden und verunglimpft Juden als Mörder und Folterer.

Der Kommentar hierarchisiert auch die Schweizer Bevölkerung. In klassisch antisemitischer Manier werden Juden aus der Nation Schweiz ausgegrenzt, indem die Forderung nach einem Schächtverbot zu einem Test darüber gemacht wird, wer das «Sagen» im Lande habe. «Wir» meint hier ganz klar eine Schweiz, zu der Juden nicht als zugehörig erachtet werden. Schweizer Juden werden durch solche Aussagen zu Fremden erklärt.

Hier kann, wer sich der Gegenreaktion aussetzen mag, eine Antwort auf den Kommentar geschrieben werden, mit guten Gegenargumenten. Wichtig ist, auf die Religions- und Kultusfreiheit zu verweisen und darauf hinzuweisen, dass ein Verbot somit die jüdische Religionsgemeinschaft diskriminiere. Falls eine ähnliche Antwort bereits verfasst wurde, kann man diese auch liken, um der Gegenrede mehr Gewicht zu geben.

Ansonsten sollte die zuständige Redaktion kontaktiert und auf die Problematik dieser Aussage hingewiesen werden.

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An einer Kantonsschule ruft ein nicht-jüdischer Schüler seinem ebenso nicht-jüdischen Mitschüler zu:

«Hau ab, du Jude!»

Der Begriff «Jude» ist eigentlich kein Schimpfwort. Vielmehr kommt es auf den Kontext an, in welchem er verwendet wird.

Der Begriff Jude stammt ursprünglich vom Namen Judah, dem vierten Sohn Jakobs und dem Stammvater eines der zwölf israelitischen Stämme. Eine erste negative Konnotation erfuhr der Name Judah in den Evangelien: Judas Iscariot, einer der zwölf Apostel Jesu, soll nach der Überlieferung des neuen Testamentes Jesus an die Römer verraten haben; im Lukas-Evangelium wird er mit dem Teufel in Verbindung gebracht (Lk. 22:3). In der Folge verstärkte sich im christlichen Raum die abwertende Bedeutung des Begriffes Jude. Der Antisemitismus des 19. Jahrhunderts machte das Wort zum Schimpfwort (mehr zum Begriff im Wandel der Zeit lesen Sie hier).

Auch im oben genannten Beispiel wird das Wort «Jude» als Schimpfwort gebraucht. Der Sprecher geht davon aus, dass es eine allgemein gültige Definition dafür gibt, was ein Jude* ist und dass dieser Definition etwas Negatives anhaftet. Das Wort «Jude» wird somit zum Stigma und verunglimpft den als Juden Bezeichneten, egal ob dieser tatsächlich der jüdischen Gemeinschaft angehört oder nicht.

Aufgrund dieser historischen Vorgeschichte besteht manchmal ein gewisses Widerstreben von nicht-jüdischer Seite, jemanden als Juden* zu bezeichnen, wenn es um dessen Religionszugehörigkeit geht. Stattdessen wird die besagte Person dann – vermeintlich abgeschwächt – als «jüdischer Abstammung» bezeichnet. Auf unbewusster Ebene ist das Gefühl, Jude sei ein Schimpfwort, immer noch vorhanden. In solchen Fällen sollte das Vorhandensein dieses Gefühls und nicht die Verwendung der Bezeichnung «Jude» hinterfragt werden.

Auch wenn sich solche Sprüche in der Jugendsprache verankert haben, sollten sie auf keinen Fall unkommentiert bleiben und klar gemacht werden, dass hier eine Grenze überschritten wird. Denn selbst wenn sich der Sprecher* dessen Tragweite nicht bewusst ist, suggeriert er damit, dass Juden* minderwertige Menschen seien, egal ob er damit einen Juden* direkt angesprochen hat oder nicht. Nehmen Sie klar Stellung indem Sie sagen: «Ich dulde hier keine antisemitischen Schimpfwörter.»

Ein Perspektivenwechsel kann zudem helfen, der Person vor Augen zu führen, wieso diese Aussage problematisch ist. «Wie fändest du es, wenn man stattdessen das Wort ‹Christ›, ‹Moslem› oder ‹Buddhist› als Schimpfwort verwenden würde?» Auch kann man den Schüler direkt fragen, warum er dieses Wort als Schimpfwort verwendet und aufzeigen, dass das Wort zwar nicht per se verboten ist, jedoch nicht in einem solchen Kontext geduldet wird.

 

  • Das Likrat-Projekt des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes bietet Workshops für Schulen an zum Abbau von antisemitischen Vorurteilen, www.likrat.ch
  • NCBI Schweiz bietet Workshops an zum Thema «Vorurteile abbauen», www.ncbi.ch
  • Das E-Learning Tool der GRA vermittelt Jugendlichen Wissen über historisch belastete und vermeintlich belastete Begriffe auf moderne und interessante Art, www.gra.ch/bildung/e-learning-tool/

Zum Umgang mit Antisemitismus an Schulen helfen zudem diese Publikationen:

Zitat 18 von 18

Als ein Ehepaar aus Zürich im September von den Ferien zurückkommt, hat jemand an ihr Garagentor geschrieben:

«Hier wohnt ein Jude!»

Der Begriff «Jude» ist vom Namen Judah, dem vierten Sohn Jakobs und dem Stammvater eines der zwölf israelitischen Stämme hergeleitet. (Weitere Informationen zur Bedeutung des Begriffs «Jude/Jüdin» finden Sie im GRA-Glossar).

Das Wort «Jude» ist kein Schimpfwort, seit Jahrhunderten wird aber immer wieder versucht, Juden und Jüdinnen abzuwerten, in dem das Wort «Jude» als Beleidigung genutzt wird. Auch im vorliegenden Fall nutzt es der Urheber, um andere (die Bewohner*) zu entwerten. Der Urheber drückt so seine Verachtung für «die Juden» aus und pauschalisiert diese als einheitliche Gruppe. Jüdische Menschen werden dadurch – etwa gegenüber ihren Nachbaren* – ausgegrenzt und das Gefühl vermittelt, ihre Religion nicht unbeschwert und ungefährdet ausüben zu können. Der Ausspruch «Hier wohnt ein Jude» erinnert zudem stark an die Hetzbotschaften, welche von den Nationalsozialisten* während der Nazi-Herrschaft an jüdische Einrichtungen, Wohnungen und Geschäfte geschmiert wurden.

Weitere Informationen zum Begriff Jude/Jüdin finden Sie im Glossar der GRA oder hier.

Informieren Sie die Polizei und sichern Sie die Beweise. Der Vorfall sollte auch dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund SIG oder der GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus gemeldet werden.

  • Lokale Polizeibehörden
  • GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, www.gra.ch
  • Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund SIG, www.swissjews.ch